Zwischen Markt und Barmherzigkeit: Diakonie und Caritas in der Glaubwürdigkeitsfalle

Am Sonntag (11.03.2012) gibt es folgende Radiosendung auf NDR Info:

Zwischen Markt und Barmherzigkeit - Diakonie und Caritas in der Glaubwürdigkeitsfalle
Eine Reportage ist von Brigitte Lehnhoff.

Kirchliche Wohlfahrtsverbände stehen für Werte wie Gerechtigkeit, Würde, Solidarität und Barmherzigkeit. Doch ihr Image ist angekratzt. Seit Diakonie und Caritas sich auf dem Markt für soziale Dienste unternehmerisch behaupten müssen, werden die Sitten gegenüber Mitarbeitenden rauer. Auch Kirchliche Arbeitgeber greifen auf Methoden zurück, die sie von privaten Unternehmen nicht mehr unterscheidbar machen. Dennoch beharren die Wohlfahrtsverbände auf einem eigenen Arbeitsrecht, dem sogenannten Dritten Weg. Dieser verbietet Mitarbeitenden beispielsweise zu streiken. Pflegen Diakonie und Caritas ein Selbstbild, das längst überholt ist?

Wiederholung um 17:05 Uhr

WIR! sind Diakonie: gestern war Warnstreik!

aus dem AGMAV Newsletter vom 8.3.2012

Nachdem die Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes ohne Angebot zur den Entgelt-Tarifverhandlungen erschienen waren, hatte die Gewerkschaft ver.di zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Zum ersten Mal beteiligten sich auch Beschäftigte der württembergischen Diakonie an diesen Streiks.

Sie wurden von ver.di zum Streik aufgefordert, weil sie durch die in Württemberg geltende Tarifautomatik unmittelbar Beteiligte sind. In der Region Stuttgart wurden am ersten Streiktag drei Einrichtungen aufgerufen, am Streik teilzunehmen. In Esslingen streikten die Mitarbeitenden der Stiftung Jugendhilfe:aktiv und in Stuttgart wurde in der Evangelischen Gesellschaft und im Rudolf-Sophien-Stift gestreikt.

Wolfgang Lindenmaier, der stellvertretende Vorsitzende der AGMAV sprach auf der Streikkundgebung in Esslingen vor mehr als 700 Streikenden. In seiner Rede betonte er, dass der Schulterschluss zwischen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und denen der Diakonie ein erster Schritt dazu ist, die unsinnige Konkurrenz unter den sozialen Einrichtungen zu beenden. Weiter sagte Wolfgang Lindenmaier: „Die Arbeit des öffentlichen Dienstes, die Arbeit in den Einrichtungen der Diakonie und den anderen Wohlfahrtsverbänden ist Arbeit für die Menschen in unserem Land, diese Arbeit ist ihr Geld wert. Die Verweigerung anständiger Gehälter bedeutet eine Missachtung all derer, die mit ihrer Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger da sind.
Die Diakonie ist ein Teil der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge, deshalb stehen wir heute mit Euch im Streik und wir werden mit euch weiterstreiken, wenn die Arbeitgeber nicht endlich ein verhandelbares Angebot auf den Tisch legen. 6,5% aber mindestens 200 Euro! Wir sind es wert!“

Die Rede, aber vor allem die solidarische Teilnahme der Diakonie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde mit großem Beifall aufgenommen.

Kommt zur Überreichung eines „Schwarzes Schaf“ am 8.3.2012

Ver.di Berlin- Brandenburg und die Arbeitsgemeinschaft Mitarbeitervertretungen Berlin Brandenburg-schlesische Oberlausitz überreichen ein "schwarzes Schaf".

Nicht genug, dass die Mitarbeitenden in den Einrichtungen des *Diakonischen Werkes Berlin- Brandenburg-schlesische-Oberlausitz auf eine Lebensarbeitszeit von 30 Jahren gerechnet eklatant weniger verdienen, als die Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst oder bei den AVR.DW EKD-Direktanwendern.

Nein, auch diese schlechteren Regelungen werden in Einrichtungen des DWBO noch vielfach unterlaufen: mit und ohne Genehmigung des Diakonischen Rates, in den nicht genehmigten Fällen aber zumindest mit Duldung. Das DWBO ist hier mit Sicherheit ein „Spitzenreiter“ unter den Diakonischen Werken, was die Zahl der Abweichungen betrifft.

Das soll gewürdigt werden:

Mit der Übergabe eines schwarzen Schafes am 08.März um 9.30 Uhr vor dem DWBO.

Ein Diakoniestationsgeschäftsführer, der seine Einrichtung zu Unrecht auf der vom AGMV- Vorstand veröffentlichten Abweichlerliste wähnt, hat den AGMV-Vorstand vor der Schiedsstelle des DWBO verklagt. Die Verhandlung dieses Kirchengerichtes ist öffentlich.

Die AGMV hat extra um Verlegung in einen größeren Saal gebeten. Das solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen.
Am 08. März ab 10.00 Uhr im DWBO

Weitere Informationen dazu findet ihr im AGMV-Newsletter 02/2012

Warnstreiks in der niedersächsischen Diakonie

Erneut gab es in den Diakonischen Diensten Hannover und im Krankenhaus Bethel in Bückeburg Warnstreiks für einen Tarifvertrag und das Streikrecht. Trotz angedrohten Repressalien und angekündigten Einmalzahlungen seitens der Arbeitgeber liessen sich mehrere Hundert Kolleginnen und Kollegen nicht davon abhalten, dem gemeinsamen Streikaufruf von ver.di und Marburger Bund zu folgen.

Ein ausführlicherer Bericht ist auf der Website der AG MAV unter dem Titel "Weitere Warnstreiks" zu finden. www.ag-mav.de

Tarifvergleich TVöD/AVR DW EKD/ AVR DWBO

Habt Ihr Geld zu verschenken? ...

... Dann arbeitet in der Diakonie Berlin-Brandenburg. Monat für Monat gibt es dort je nach Beruf und Tätigkeit Hunderte Euros weniger als im öffentlichen Dienst. Prüft selbst den ver.di Tabellenvergleich.

Viele Fragen stellen sich angesichts dieser Zahlen. Seid Ihr das Wert ? Woran liegt die schlechte Bezahlung ? Ist der Arbeitgeber schuld, der nicht ordentlich und gerecht bezahlen will?

Ganz sicher liegt es am schlechten gewerkschaftlichen Organisationsgrad! Schlechte Bezahlung hat immer damit etwas zu tun. Das sollte sich ab sofort ändern.

Tabellenvergleiche und Grafiken

Anbei findet ihr einen Tabellenvergleich des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst – Arbeitsvertragsrichtlinien Diakonisches Werk EKD und Arbeitsvertragsrichtlinien des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zum Stand 01.08.2011.

* Anmerkungen Tabellenvergleiche und Grafiken.pdf
* Erzieher Regeltätigkeit Stand 01082011.pdf
* Erzieher schwierige Tätigkeiten Stand 01082011.pdf
* Fachpflege Stand 01082011.pdf
* Kranken~Altenpflege Stand 01082011.pdf
* Kranken~Altenpflegehilfe Stand 01082011.pdf
* Pflegehelferin Stand 01082011.pdf
* Sozialarbeiter in Regeltätigkeit Stand 01082011.pdf
* Sozialarbeiter schwierige Tätigkeit Stand01082011.pdf
* Ungelernte mit einfachen Tätigkeiten Stand 01082011.pdf
* Ungelernte mit einfachsten Tätigkeiten Stand 01.pdf

Lohndumping bei Caritas und Co. - Ein Überblick

Leiharbeit und Outsorcing sind auch in katholischen Sozial-Betrieben wie Krankenhäusern, Altenstiften oder Behindertenheimen, seit über zehn Jahren Gang und Gäbe. Auf unserer online-Seite stellen wir in den nächsten Wochen die Arbeitsrealität in einigen katholischen Bistümern und bundesweiten Einrichtungen dar.

Einführung

Die Caritas ist, bundesweit betrachtet, einer der großen Arbeitgeber im sozialen Bereich. ver.di geht von 450.000 bis über 500.000 Mitarbeiter/innen aus. Genaue Zahlen gibt es nicht, Caritas und Arbeitnehmervertretungen operieren hier mit unterschiedlichen Angaben.

Lohndumping bei Caritas und Co. - Beispiel Deutscher Orden

Beispiel Deutscher Orden

Bundesweit unterhält der Deutsche Orden (DO), ein katholischer Ritterorden, der seine Wurzeln bis in die Kreuzritterzeit zurückführt, nach eigenen Angaben über 70 Einrichtungen mit etwa 2500 Mitarbeiter/innen in der Altenpflege, Sucht- und Behindertenhilfe.

Lohndumping bei Caritas und Co. - Beispiel Bistum Berlin

Beispiel Bistum Berlin

Im finanziell klammen Erzbistum Berlin arbeiten die zwölf katholischen Krankenhäuser inzwischen mit mindestens einer eigenen Leiharbeits- oder Servicefirma, ebenso der größte Träger der Altenhilfe und der Caritasverband des Erzbistums. Eine Entwicklung, die Andreas Jaster, Mitglied der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbandes aus Berlin, scharf kritisiert. „Das einzige Ziel dieses Geschäftsgebarens ist, die Löhne zu drücken. Man will sich durch diese Ausgliederung von Beschäftigten Wettbewerbsvorteile verschaffen. Für den einzelnen Mitarbeiter bedeutet jedoch Angestellter einer Servicegesellschaft zu sein, die Verschlechterung seiner Lebensverhältnisse.“

Umfrage: Umstrittener Dritter Weg

Die Zeitschrift "publik" führt bis zum 20.2.2012 eine Umfrage zum Dritten Weg durch. Beteiligt Euch!

"Das kirchliche Arbeitsrecht setzt auf den sogenannten »Dritten Weg«. Danach werden Konflikte in arbeitsrechtlichen Kommissionen ausgetragen, so lange, bis sich die Parteien einigen. Doch das kann unter Umständen Monate dauern. Streiken dürfen die Mitarbeiter von Diakonie und Caritas nicht. Ist diese Regelung zeitgemäß?" Zur Abstimmung.

Inhalt abgleichen