Bereits Mitte Juni wendete sich Thomas Oelkers, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender des Verbands diakonischer Dienstgeber (VdDD) an Berno Schuckart-Witsch von der ver.di Bundesverwaltung. Offenbar war ihm die Verleihung des schwarzen Schafes im Juni 2012 an den VdDD aufgestoßen.
An dieser Stelle wollen wir die Gelegenheit nutzen, euch den Brief vorzustellen (zu finden auch im Anhang) und ihn unsererseits zu besprechen. Wenn ihr den Brief selbst kommentieren wollt, könnt ihr die Kommentarfunktion der Seite nutzen (Anmeldung erforderlich). Auch Rückfragen beantworten wir gerne.
"Gerade die Mitglieder des VdDD setzen sich für gute und einheitliche Arbeitsbedingungen in der Diakonie ein.", so Herr Oelkers vom VdDD. Das finden wir ja total toll, nur warum sehen wir davon nichts, Herr Oelkers?
Dazu behauptet der VdDD, dass es ver.di schwer falle Aktive Kolleginnen und Kollegen in den diakonischen Betrieben zu gewinnen. Sehen wir einmal davon ab, dass die anschließenden Selbstbeweihräucherungen etwas peinlich anmuten, liegt der gute Mann auch gänzlich falsch: immer mehr Beschäftigte wollen sich nicht mehr mit den mittelalterlichen Demokratie-Vorstellungen einiger Diakonieleitungen abfinden. Schwierig wird es für Aktive vor allem dort, wo ihnen wegen gewerkschaftlicher Betätigung mit Repressalien gedroht wird. Doch davon lassen wir uns nicht einschüchtern, denn Streikrecht ist Grundrecht.
Eine weiterhin im Anschreiben genannte mögliche Parität in der Arbeitsrechtlichen Kommission ist zwar so banal wie richtig, bedeutet aber nicht, dass deshalb auf Augenhöhe verhandelt wird. Wie aus dem kürzlich gefassten Beschluss der Diakonieleitung in Niedersachsen zu sehen ist, streben die Diakonie-Chefs an, dass in den ARK zukünftig auch ohne die Zustimmung der Beschäftigten Beschlüsse gefasst werden können. Ist dies das positive demokratische Verständnis, von dem Herr Oelkers spricht?
"Die nahezu flächendeckende betriebliche Mitbestimmung wird ebenfalls als überzeugender Vorteil der kirchlichen Arbeitswelt anerkannt." Eben nicht: wo Mitbestimmung heisst, dass am runden Tisch gesprochen wird, während den Beschäftigten gleichzeitig die Grundrechte strittig gemacht werden, wird sie zur Farce. Uns geht es um konstruktive Lösungen im Sinne der Menschen. D.h. dass in diakonischen Betrieben zuallererst an die Patienten und die Beschäftigten gedacht werden muss und nicht an die Maximierung des Gewinns. Ansonsten verkommt eine kirchliche Einrichtung zur neoliberalen Firma.
Herr Oelkers wirft uns vor, wir würden "diakonische Arbeit ... diffamieren". Das Gegenteil ist der Fall. Wir wissen, wie wichtig die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen ist. Wir müssen allerdings bezweifeln, dass dies dem VdDD genauso klar ist: warum sonst die Ausgliederungen, warum die ungleiche Bezahlung, warum wird am undemokratischen Dritten Weg festgehalten? Wir sagen: das ist eine Missachtung der guten und wichtigen Arbeit der Beschäftigten in der Diakonie. Immer wieder vesucht Herr Oelkers den VdDD mit den Federn der Kolleginnen und Kollegen zu schmücken, die für die Diakonie arbeiten. Richtig ist: nicht der VdDD leistet die Arbeit am Menschen, sondern die Beschäftigten.
In diesem Sinne sagen wir: sie können uns Hausverbote erteilen, sie können sich mit fremden Federn schmücken, sie können auch an undemokratischen Praktiken festhalten und weiterhin schöne Briefe schreiben. Den gerechten Einsatz für gute und menschenwürdige Arbeitsbedingungen, für das demokratische Grundrecht auf Streik und für bessere Bezahlungen, werden sie damit nicht stoppen, Herr Oelkers.