KirchenUnrecht! - Trauermarsch am 20.10.2012 in Osnabrück

In Osnabrück demonstrieren KollegInnen und Kollegen am 20.Oktober 2012 gegen die Ungerechtigkeit in Diakonie und Caritas.

Diakonie und Caritas sind die größten Anbieter im Sozial-­ und  Gesundheitsdienst  in  Deutschland.  In Niedersachsen gibt es etwa 250 diakonische  Einrichtungen  mit  ca.  45  000  Beschäftigten. Deren  Arbeit finanziert sich weitgehend über   Mittel  der  öffentlichen  Hand,  der  Sozial-­ und  Pflegekassen, nicht aus Kirchensteuern und Spenden.

Die  drei  größten  diakonischen  Träger  im  Stadtgebiet  Osnabrücks  beschäftigen  an  über  20  Standorten  mehr  als 2000   Beschäftigte.  Im  Landkreis  kommen  in  mehr  als  10  Einrichtungen  nochmals  über  500  Beschäftigte  hinzu.   Diese  arbeiten  nicht  alle  nach  den  gleichen  Entlohnungsbedingungen:  Neben  den  AVR-­K  gelten  in  Osnabrück  und Umgebung  auch  die  AVR-­EKD,  es  gibt  Beschäftigte,  die  nach  TVÖD,  TVL  oder  nach  BAT  bezahlt  werden.  Dabei ist  zu   beachten,  dass  zwar  nach  Tarif  bezahlt  wird,  aber  es  keinen  Tarifvertrag  zwischen  den  Arbeitgebern  und ver.di  gibt.   Und   es  gibt    Beschäftigte  in  trägereigenen  Leiharbeitsfirmen.  Die  Arbeitsbedingungen  werden  dort seit Gründung  dieser   Firmen  vom  Arbeitgeber  einseitig  bestimmt.  Es  gilt  in  diesen  Firmen  das Betriebsverfassungsgesetz,  Betriebsräte  gibt  es   bis  heute  nicht.  

Arbeitsvertragsrichtlinien  werden  in  Arbeitsrechtlichen  Kommissionen  („Dritter  Weg“)verhandelt.  In  der  Kommission   der  Konföderation  saßen  bis  April  2011   9  Vertreter  für  die  Arbeitgeberseite  und  9  für  die  Arbeitnehmerseite.  Im  Mai   2011  hätte  die  Kommission  neu  besetzt  werden  müssen,  das  haben  die  Arbeitnehmervertreter  abgelehnt.  Das  Mandat   für  die  Nicht-­‐Widerbesetzung  haben  sie  sich  aus  mehreren  Vollversammlungen  der  Mitarbeitervertreter  und  der  ver.di   Beschäftigten  Befragung  vom  Dezember  2010  geholt.  An  der  Befragung  haben  über  5500  Beschäftigte  teilgenommen,   das  Votum  für  einen  Tarifvertrag  lag  bei  87%.       Diese  Kommissionen  sind  entstanden  durch  eine  Interpretation  des  Artikels  140  Grundgesetz  (der  beruft  sich  wiederum   auf  Art.  137  Weimarer  Reichsverfassung)  welcher  besagt,    dass  die  Kirchen  ihre  eigenen  Angelegenheiten  selber   verwalten  dürfen.  Im  Wortlaut:  "Jede  Religionsgesellschaft  ordnet  und  verwaltet  ihre  Angelegenheiten    selbständig   innerhalb  der  Schranken  des  für  alle  geltenden  Gesetzes"      In  Deutschland  wird  dies  von  den  Kirchen  und  der  Diakonie  so    ausgelegt,  dass  sie  kein  Betriebsverfassungsgesetz   anwenden  (sondern  ein  Mitarbeitervertretungsgesetz),  keine  Tarifverträge  mit  Gewerkschaften    abschließen  wollen  und   den  Beschäftigten  kein  Streikrecht  zugestehen.

Mehr Informationen findet ihr im anhängenden Flugblatt und Plakat.

AnhangGröße
FaktenblattDiakonieOsnabruck.pdf79.98 KB
Plakat Trauermarsch_Osnabrück_20_okt.pdf125.15 KB