Umfrage "Personalcheck" deckt Personalnotstand auf: Fehlbedarf von 19,6 Prozent in deutschen Krankenhäusern!
Am 19. Februar 2013 führte ver.di eine Befragung ganz besonderer Art durch. Wir besuchten 200 Krankenhäuser und deren Serviceeinrichtungen und wollten von Euch, den Beschäftigten, wissen, wie sich die Personalsituation aus Eurer Erfahrung und Sicht darstellt. Die Ergebnisse sind in unserem Flugblatt zusammengefasst.
»Wie viele Kollegen seid ihr? Und wie viele müsstet ihr sein, um die Arbeit in der notwendigen Qualität machen zu können?« Diese Fragen stellten wir bei den Rundgängen in den Abteilungen. Korinna Kuttler, stellvertretende Stationsleitung im Klinikum Sulzbach, berichtet dazu: »Als ich 1999 anfing, waren wir morgens mit acht Kolleginnen und Kollegen da. Heute sind es oft nur vier – obwohl die Arbeit viel mehr geworden ist.« Um gute Arbeit machen zu können, brauche die Station vier Beschäftigte mehr.
Für ein umfassendes Bild der Personalsituation befragten wir Beschäftigte aller Berufsgruppen. Wir besuchten OPs, Ambulanzen, Technik, die EDV- und Finanzabteilung. Wir befragten die Kollegen in der Pflege genauso wie die in der Küche oder im Reinigungsdienst. Einbezogen haben wir zudem Krankenhäuser aller Größenordnungen – von der kleinen Fachklinik über Kreiskrankenhäuser bis zu Universitätskliniken – und aller Trägerarten – öffentliche, kirchliche und private Krankenhäuser.
Der Personalnotstand ist da. Und er ist unerträglich und unverantwortlich!
In den konkret befragten Abteilungen und Bereichen der 200 einbezogenen Krankenhäuser zeigte sich ein Fehlbedarf von 19,6 Prozent oder 8.300 Personalstellen quer über alle Beschäftigtengruppen. Hochgerechnet auf alle 2.045 Krankenhäuser in Deutschland bedeutet das einen Bedarf von 162.000 zusätzlichen Stellen, davon rund 70.000 in der Pflege.
Die Ergebnisse demonstrieren: Der Personalnotstand ist da. Er verhindert gute Arbeit und gute Ausbildung. Er macht die Beschäftigten krank. »Die Leute arbeiten am Anschlag. Ich muss sie ständig aus dem Frei rufen, weil es keinen Puffer für Krankschreibungen gibt.«, so berichtet Kollegin Kuttler weiter.
Bald ist Bundestagswahl: Jede Stimme zählt. Jede Aktion hilft. Jeder Protest wirkt. Eure Mitwirkung beim Personalcheck hat geholfen, den Personalnotstand auch der Öffentlichkeit drastisch vor Augen zu führen. Gutwillige Politiker/innen bestätigen uns immer wieder: Es ist die große Zahl der vielen einzelnen Stimmen, die ein Anliegen wichtig macht. Also können wir nur gemeinsam dafür sorgen, dass sich Arbeitsbedingungen und Versorgungssituation verbessern.
Lasst uns gemeinsam die Arbeitgeber, aber auch die Politik mit unseren Forderungen konfrontieren. Die nächste Gelegenheit dazu ist im April, wenn wir eine Aktionswoche zum Thema »Personalbemessung« machen.
Wir machen uns stark:
1 Für eine bundeseinheitlich gesetzlich geregelte Personalbemessung, weil der Personalnotstand gute Arbeit verhindert.
2 Für einen Tarifvertrag zum Gesundheitsschutz, weil die extreme Arbeitsbelastung immer mehr Beschäftigte krank macht.
3 Für eine Krankenhausfinanzierung nach tatsächlichem Bedarf, weil die finanzielle Basis unzureichend ist und mehr Geld auch für mehr Personal verwendet werden muss.
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130220_verdi 162.000 fehlen Personalcheck deckt Mangel auf.pdf | 128.5 KB |