Aktionswoche in diakonischen Betrieben


Arbeitsrechtliche Kommissionen abschalten – Tarifverträge für die Diakonie
26. bis 29. September 2011

Tarifverträge fallen nicht vom Himmel

Du hast keine Reichtümer, Du bist kein Firmenchef, Du musst vom Lohn Deiner Arbeit leben. Stell Dir vor, Du rechnest Deinem Arbeitgeber vor, was Deine Arbeit wert ist und wie er Deine Belastungen durch Schichtarbeit ausgleichen soll. Stell Dir vor, Du müsstest diesen Lohn alleine mit Deinem Chef besprechen und er will nicht.

Klar, das grenzt an Bettelei. Damit es nicht dazu kommt, gibt es Tarifverträge zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Nur ein Tarifvertrag gibt Dir die Sicherheit eines rechtlich verbindlichen, einklagbaren Vertrages. Es sind die Gewerkschaften, die dafür sorgen, dass jedes Jahr etwas mehr Geld in die Tasche kommt und die Arbeitsbedingungen sich verbessern. Es sind die Gewerkschaftsmitglieder, die das durchsetzen.

Diakonie – ein Arbeitgeber wie alle anderen auch

Diakonische Manager handeln heute wie normale Unternehmer im Wettbewerb. In den vergangenen Jahren sind große Konzerne entstanden mit einem eigenen großen Arbeitgeberverband VdDD (Verband diakonischer Dienstgeber Deutschlands), welcher Mitglied in der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) ist. Diese bestimmen das Geschehen in der Diakonie. Einem mächtigen Verband, der Löhne durchgesetzt hat, die niedriger sind als bei vergleichbaren Arbeitgebern, kann man nicht mit zahmen Dienstnehmervertretern beikommen, die beim ersten Gegenwind einknicken.

Die Diakonie hat sich beim großen »Leitwerk«, den Arbeitsvertragsrichtlinien des Diakonischen Werks der EKD, bereits 2005 von einem einheitlichen Lohnniveau verabschiedet. Damals wurde beschlossen, die Personalkosten und damit Eure Löhne auf Dauer zu kürzen. Bereits Ende der 90er Jahre wurden die Niedriglohngruppen im hauswirtschaftlichen Bereich eingeführt, es folgten die Einführung von Arbeitszeitkonten bei gleichzeitiger Abschaffung von Überstundenzuschlägen und eine neue Tarifsystematik mit Absenkungen bei den Endstufen und generellen Absenkungen im Pflegehelferinnenbereich.

Bei den jährlichen allgemeinen Lohnerhöhungen haben Diakoniebeschäftigte die rote Laterne. Der Rückstand der Löhne im Osten ist bei der Diakonie größer als in jeder vergleichbaren Branche. Auch in den Regionen und Landeskirchen, in denen Löhne noch auf Branchenniveau gehalten wurden, ist der Druck groß. Diakonie-Einrichtungen machen sich gegenseitig Konkurrenz und setzen auf Wachstum. Ausgliederungen sind an der Tagesordnung, Leiharbeit ist auf dem Vormarsch. Gute Bezahlung wird immer mehr auf Beschäftigte beschränkt, die gerade am Arbeitsmarkt knapp sind. Andere gehen leer aus, obwohl sie zur Leistung und Betreuung ebenso Wichtiges beitragen. ver.di möchte dies mit den Mitgliedern und den Beschäftigten in der Diakonie ändern. Soziale Arbeit ist mehr wert, als dafür bezahlt wird.

Deshalb fordern die Gewerkschaft ver.di sowie nahezu alle Zusammenschlüsse von Mitarbeitervertretungen Tarifverhandlungen, um ordentliche Löhne mindestens auf dem Niveau der Branche (z.B. öffentlicher Einrichtungen und privater Krankenhäuser) auszuhandeln.